Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel steigen

Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel steigen

 

Die Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel sind im Jahr 2012 um 2,3 Prozent beziehungsweise um 2,7 Prozent angestiegen. Seit 2007 lag der Ausgabenanstieg fürHilfsmittel bei 17 Prozent und für Heilmittel bei 27,6 Prozent. Das geht aus dem Heil- undHilfsmittelreport 2013 der Barmer GEK hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. „Alterung und technischer Fortschritt treiben den Bedarf in die Höhe. Trotzdem wird der Heil- und Hilfsmittelbereich total unterschätzt, obwohl er mittlerweile ein Ausgaben­volumen von rund 11,5 Milliarden Euro beansprucht“, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker.

Die meisten Heilmittel wurden 2012 im Bereich der Physiotherapie verordnet (532 Millionen Euro, +2,8 Prozent), gefolgt von der Ergotherapie (102 Millionen Euro, +1,2 Prozent), der Logopädie (66 Millionen Euro, +/- 0 Prozent) und der Podologie (13 Millionen Euro, -0,3 Prozent). Unter den Hilfsmitteln wurden vor allem Inhalations- und Atemtherapiegeräte verschrieben (97 Millionen Euro) sowie Inkontinenzhilfen (77 Millionen Euro) und Hörhilfen (74 Millionen Euro).

 

Bei den Heilmitteln habe der Report auffällige regionale Verordnungsunterschiede festgestellt, betonte Schlenker. So liege in Bremen und dem Saarland der Anteil der Physiotherapie-Verordnungen für Krank­hei­ten wie Osteoporose, Bandscheibenschäden oder Rheuma bei unter 60 Prozent, in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt jedoch bei über 90 Prozent. „Allein medizinische Erklärungen reichen für solche Unterschiede nicht aus. Hier spielen sicherlich auch noch regionale Verordnungs­traditionen eine Rolle“, befand der Barmer GEK-Vize.

 

Einer der Autoren des Reports, Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universi­tät Bremen, forderte, Hilfsmittel künftig einer Nutzenprüfung zu unterziehen. „Bei der überwiegenden Anzahl der Medizinprodukte, zu denen die meisten Hilfsmittel gehören, reicht heute eine Selbsterklärung des Herstellers aus, um ein Produkt vermarkten zu können“, so Glaeske. Stattdessen sei eine substanzielle Zulassung überfällig, die einen konkreten Nutzen für bestimmte Indikationen nachweise.

Zurzeit diskutieren die Parlamentarier der Europäischen Union über eine Medizin­produk­te-Verordnung, die regeln soll, wie Medizinprodukte künftig auf den Markt kommen dürfen. Bislang sind dafür „Benannten Stellen“ zuständig, unter denen die Hersteller bei der Zulassung wählen können. Schlenker forderte hingegen, „ein einheitliches, zentrali­siertes Zulassungsverfahren für risikoreiche Medizinprodukte“ einzuführen.

Zusätzliche müsse eine Nutzenbewertung auch für Medizinprodukte eingeführt werden, die wie die Nutzenbewertung für Arzneimittel infolge des Arzneimittelmarkt­neuord­nungsgesetzes funktionieren könne.



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